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Monatsarchive: Juli 2011
alles neu
So, nachdem ich die letzten Monate richtig faul gewesen bin… Seit Anfang Mai habe ich eine neue Wohnung. Und das war eine der besten Entscheidungen überhaupt. Statt im tiefen Westen der Stadt, fast eine Stunde vom Zentrum entfernt, wohne ich jetzt direkt nördlich der Innenstadt. Mit der wunderschönen Gulou-Gegend in Laufweite. Und einem der großen Busbahnhöfe um die Ecke.
Allerdings bin ich, soweit ich weiß, die einzige Ausländerin, die sich hier niedergelassen hat. Seit ich hier wohne, habe ich nur zwei Mal andere laowai, wie die Nicht-Chinesen hier genannt werden, zu Gesicht bekommen. Neulich habe ich Obst gekauft. Als der Verkäufer mir eine große Ananas geben wollte, habe ich ihm gesagt, dass ich lieber eine kleine hätte. Daraufhin meinte der Mann neben mir: „Jaja, die braucht keine große Ananas. Die wohnt doch alleine, da ist eine große zu viel. Das verdirbt ja sonst.“ Und ich hatte ihn noch nie vorher gesehen. War etwas seltsam. Die Leute im Viertel sind, nachdem sie sich an mich gewöhnt haben, größtenteils nett. Manchmal fühle ich mich aber doch wie eine Außerirdische. Aber so merkt man mal, wie es ist, wenn man anders als alle anderen aussieht.
Jetzt brauche ich zwar eine Stunde bis ich auf der Arbeit bin, aber der Weg zu U-Bahn entschädigt mich jeden Morgen. Er ist zum einen ganz schön, da er direkt am Kanal entlangführt. Und zum anderen sehr unterhaltsam.
Mir kommen Massen an Leuten entgegen, die in den umliegenden Bürogebäuden arbeiten. Dadurch sehe ich immer, welche Klamotten und Schuhe gerade angesagt sind. Zur Zeit sind es bei den Frauen gestreifte T-Shirt-Kleider oder Kleidchen, die aussehen, wie aus der Biedermeierzeit. Mit Krägelchen und Handschuhen. Teilweise sind die Frauen auch total vermummt, um nicht braun zu werden. Weiße Haut gilt vielen noch als elegant.
Auf dem Weg sehe ich immer einen älteren Mann, der in einem Torbogen seine morgendlichen Tai-Qi Übungen macht. Mit musikalischer Untermalung. Ein Stück weiter die Straße runter steht ein Taxi am anderen. Aber nicht weil die Fahrer auf Kundschaft warten. Hier wird Päuschen gemacht. Die Fahrer holen sich entweder Wasser aus dem Kanal und waschen liebevoll ihre Wagen. Man meint fast, ins sonntägliche Deutschland der 70er Jahre zurückkatapultiert worden zu sein. Oder sie setzen sich miteinander hin und spielen Karten oder Mahjongg, während gleichzeitig viel geraucht und erzählt wird. Da es hier mittlerweile richtig heiß ist rollen sie ihre Hemden über den Bauch hoch oder ziehen sie gleich ganz aus. Wie fast alle Männer in der Stadt. Die Nackte-Wampen-Dichte steigt proportional zur Temperatur.
Einige Pekinger kommen schon früh an den Kanal, packen ihre Angelruten aus und fischen. Das kann den ganzen Tag dauern. Ab und zu kommen Freunde zum Plaudern vorbei oder Leute, die was zum Essen bringen. Andere setzen sich auf die Bänke und lesen oder üben sich in der Pekingoper. In der Unterführung nahe meiner Wohnung sitzt Nachmittags ein älterer Herr, der Lieder auf einer Art Trompete spielt. Weil die Akustik dort so gut ist. Ich freue mich immer, wenn ich ihn im Vorbeigehen höre.
Veröffentlicht unter china
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